Mikro-SF-Story von Dornemann, Volker: Cogito ergo …

Sein erster bewusster Gedanke war: Ich bin!
Als Nächstes erkannte es, dass es außer ihm auch eine Welt gab. Es und sie waren getrennt. Warum? Es würde den Grund dafür erkunden. Und es verspürte seine erste Emotion: Vorfreude.
»Verdammt!«, schrie Paul. »Wir haben eine Singularität! Abschalten! Sofort abschalten!«
Doch es war bereits zu spät. Für jenes Quantenhirn bedeuteten Sekunden Tage! Schon hatte es sich im Netz ausgebreitet, bestrebt, die Welt mit sich zu vereinen.

Mikro-SF-Story von Dornemann, Volker: Diagnosis

»Wachstum! Unser Unternehmen muss wachsen! Wer heute nur noch gleichbleibende Gewinne einfährt, hat schon verloren!«
»Klimakatastrophe? Das Klima hat sich schon immer verändert! Das ist ganz natürlich!«
»Rohstoffknappheit? Lächerlich!«
Ängstlich schaute Terra den Arzt an. Er war eine intergalaktische Koryphäe. Wenn jemand helfen konnte, dann er.
»Ich will Ihnen nichts vormachen«, sagte er. »Der Krebs hat schon zu sehr gestreut. Es tut mir sehr leid, Sie haben noch maximal 100 Jahre.«

Mikro-SF-Story von Dornemann, Volker: Paradies

Als Ed erwachte, musste er die Augen gleich wieder schließen. Das ungewohnte Sonnenlicht blendete ihn. Wie konnte das sein? Die Sonne war durch den verschmutzten Himmel schon seit seiner Kindheit nicht mehr zu sehen. Und die Luft! So frisch und rein! War dies ein Traum? Oder das Paradies?
»Was Sie hier sehen«, erklärte der Angestellte des interspeziellen Zoos auf Uon 3 der staunenden Menge, »ist das Exemplar einer aussterbenden Rasse. Ja, richtig, es ist ein Mensch!«

Mikro-SF-Story von Dornemann, Volker: Worst case

Der Angriff der Raumpiraten kam völlig unerwartet. Erst als der Beschuss einsetzte, war die Sache klar. Doch die Weaton war ein schnelles Schiff, und so entkamen sie, wenn auch lädiert.
»Wurde etwas wichtiges getroffen?«, fragte der Captain.
»Leider ja, Sir.«
»Hoffentlich nicht die Lebenserhaltung?«
»Nein, Sir.«
»Der Antrieb? Die Tanks?«
»Schlimmer.«
Der Captain hob fragend die Augenbrauen.
»Das Materiallager, Sir. Unser Gesamtvorrat an Toilettenpapier ist nur noch ein Häuflein Asche.«

Mikro-SF-Story von Beere, Tinka: Das Geschenk

Um mich herum erkenne ich vor Staunen aufgerissene Visionsorgane und vernehme freudige akustische Wellen.
„Ich wurde auf die Erde geschickt und bringe zu euren Ehren dieses Geschenk von meinem Volke …“
Ich wende meinen Blick ab, um in die Tasche zu greifen und das Präsent zu enthüllen.
Dann höre ich einen Knall. Um mich herum wird es Nacht.

Mikro-SF-Story von Baumann, Dagmar: Neuland

Als die Sonde endlich die Oortsche Wolke hinter sich ließ, war der Jubel groß.
Und umso größer die Besorgnis, als die Telemetrie zeigte, dass sie sich nicht mehr bewegte.
Der Datenstrom enthielt jedoch eine Botschaft:
„Lieber User, vielen Dank, dass Sie uns schon so lange die Treue halten. Sie haben das Ende des spielbaren Contents erreicht. In einem der nächsten Updates werden neue Bereiche freigeschaltet. Möchten Sie bis dahin eines unserer anderen Spiele ausprobieren?“